Schlafprobleme und Hormone
Hormone sind körpereigene Botenstoffe, die in speziellen Drüsen oder Zellarten produziert und von hier aus in den Blutkreislauf abgegeben werden. Rund 100 Hormone insgesamt steuern und regulieren viele Vorgänge im Organismus – zum Beispiel Stoffwechselprozesse, die Körpertemperatur und auch den Schlaf. Für den Schlaf sind vor allem die Hormone Melatonin, Cortisol und Serotonin relevant, bei Frauen spielen zudem Östrogene und Progesteron eine Rolle.
Um seine Aufgabe zu erfüllen, muss das jeweilige Hormon im Körper eine bestimmte Konzentration erreichen. Ist der Wert zu hoch oder zu niedrig, gerät der Spiegel aus der Balance und das kann entsprechende Funktionsstörungen verursachen. Umgekehrt kann das Gleichgewicht des Hormonhaushalts auch durch Schlafprobleme über einen längeren Zeitraum durcheinandergebracht werden.
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Cortisol – der Wachmacher
Hat das Schlafhormon Melatonin ungefähr nachts um drei seinen Höchststand erreicht, tritt allmählich sein Gegenspieler in Aktion: das Cortisol. Dieser Botenstoff kommt aus der Nebennierenrinde und zählt zu den Stresshormonen. Deren Zweck ist es, den Körper in leistungsfähige Alarmbereitschaft zu setzen, u. a. also, Energiereserven zu aktivieren und den Blutdruck zu erhöhen. Cortisol beeinflusst den Blutzucker- und Fettstoffwechsel, kurbelt die Leistungsfähigkeit an und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Gleichzeitig ist es auch ein Stimmungsaufheller.
In den frühen Morgenstunden steigen Produktion und Ausschüttung von Cortisol, wodurch wir aufwachen. Bei der Cortisolaufwachreaktion (Cortisol awakening response – CAR) steigt die Konzentration des Hormons in Blut und Speichel sofort nach dem Aufwachen um 50 bis 156 Prozent – es pusht uns also aus den Federn. Zwischen sechs und acht Uhr am Morgen ist die Cortisolkonzentration im Schnitt am höchsten, im Verlauf des Tages sinkt sie wieder auf den niedrigen Wert, den sie im besten Falle auch während der ersten Nachthälfte hat.
Denn: Hält Stress den Pegel an Stresshormonen (zu) hoch, beeinträchtigt das den Schlaf, vor allem das Einschlafen. Eine hitzige Auseinandersetzung am Abend kann beispielsweise dazu führen, aber auch Sorgen, Ängste und Belastungen. Daher ist es wichtig, stets für Ausgleich zum Stress zu sorgen und in solchen Situationen vor allem abends Dinge zu tun, die zur eigenen Entspannung beitragen. Helfen können beispielsweise Atemübungen, sanftes Yoga oder auch Meditation.
Auch das sogenannte Glückshormon Serotonin zählt zu den Wachmachern und trägt zu einem regulären Schlaf-wach-Rhythmus bei. Es hebt die Stimmung, übernimmt aber u. a. auch wichtige Funktionen zur Steuerung der Systeme von Herz-Kreislauf und Magen-Darm.
Welche Hormone nachts auch nicht schlafen
Neben den direkten Schlaf- und Wachhormonen spielen weitere Hormone im Schlaf eine wichtige Rolle. Dazu gehört das Wachstumshormon Somatotropin. Dieses sorgt nicht nur dafür, dass Kinder größer werden, sondern ist bei Erwachsenen auch entscheidend für die Regeneration und Reparatur von Zellen. Auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron wird vermehrt in der Nacht hergestellt.
Damit den Menschen über eine Zeitspanne von ungefähr acht Stunden keine Hungergefühle wecken, wird während des Schlafens Leptin ausgeschüttet. Wachen wir auf, übernimmt das Ghrelin und meldet Appetit aufs Frühstück. Bei länger währenden Schlafproblemen, vor allem Schlafmangel, kann dieses Gleichgewicht aus der Balance geraten und das kann zu Übergewicht führen, weil der Ghrelin-Wert erhöht bleibt und dadurch übermäßige Hungergefühle entstehen.